Bericht 1

GZ vom 15.12.2017

Schüler und Lehrer wollen ihre Schule retten
Der 100. Geburtstag der Pestalozzischule steht 2020 an – Nur bei einem Schließungsaufschub wird gefeiert
Von Sabine Kempfer
Goslar. Im Flur hinter der Tür zur Pestalozzischule hängt ein Plakat: „Pestalozzischule Goslar. Unser Leitbild für eine erfolgreiche Zukunft!“ Kenner der Lage mag dabei ein komisches Gefühl beschleichen, denn noch weiß die Schule gar nicht, ob sie überhaupt eine Zukunft hat. Harte Wahrheit, um die sich beim Schulprojekttag am Mittwoch alles drehte; die Schüler bereiteten sich auf eine Präsentation vor dem Fachausschuss des Landkreises vor.
Die Politik muss entscheiden, wie es weitergeht mit den aktuell 57 Schülerinnen und Schülern in sechs Klassen von der 6. bis zur 10., die im Falle einer Auflösung ihre Schulheimat verlieren würden – eine Unterschriftensammlung wurde bereits initiiert (die GZ berichtete). Die Klassenverbände müssten aufgelöst werden, die Schüler mit Lernschwierigkeiten auf Regelschulen verteilt werden und auch das Kollegium würde zerrissen – das würde im nächsten Jahr lieber die Feiern zum Schuljubiläum 2020 vorbereiten, als die Schließung der hundert Jahre alten Schule.
Mit einem Schul-Rap, einem Musik- und anderen Videos sowie einer Umfrage und Infotafeln haben sich die Schüler auf den Termin am Montag vorbereitet, in der Hoffnung, dass es zumindest im Rahmen der aufgezeigten Möglichkeiten (vier Jahre) einen Aufschub für die Schule gibt, die laut Tafel-Text natürlich „die beste in der Welt“ ist.
Eine Gruppe hat Kekse in Kerzenform hergestellt – als Lichter der Hoffnung. In den Videos erzählen die Jungen und Mädchen von ihren Ängsten, ihre Freunde zu verlieren, gemobbt zu werden, in größeren Klassen unterzugehen. Die durchschnittliche Klassengröße in ihrer Schule liegt bei acht bis zehn Schülern. „Sie lernen in ihrem Tempo, kontinuierlich und im Zusammenhang“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Katrin Kersten – das sei der Kern, zusammen mit ganz viel Klassenlehrerunterricht, bestätigen Samina Kauschke und Sabine Ahrens. Eine Lernbehinderung bedeute: wiederholen, üben, wiederholen, üben – eine Regelschule sehe das so nicht vor.
Obwohl sie selbst im nächsten Jahr fertig wird, setzt sich Schülersprecherin Jessica Neumann mit großem Engagement für den Fortbestand ihrer Schule ein – sie glaubt, dass viele Schüler es auf einer anderen Schule nicht schaffen. Jessica findet ihre Schule „megaklasse“: „Die drei Jahre hier waren die besten, die ich hatte“, sagt sie. Ihr Leben sei besser, leichter geworden – die Lehrer seien nicht nur nett, sie hätten auch ein offenes Ohr (nicht nur) für schulische Probleme.
GZ vom 15.12.2017

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